Michael Haderer - Brot

„…wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach“ (Lk 24,35)

Angesichts mancher Passagen des Papst-Schreibens „Geliebtes Amazonien“ bin ich derzeit richtig wütend. So sehr ärgere ich mich über die Abschnitte, die die Rolle der Frauen thematisieren, dass es mir schwerfällt, die wirklich schönen Textstellen zu Beginn des Dokuments von Papst Franziskus sehen zu können. Tatsächlich glaube ich, dass es für die katholische Kirche überlebensnotwendig sein wird, dass wir es schaffen, gesellschaftlich und theologisch im Heute anzukommen.

Schon seltsam, dass mir in dieser Gefühlslage die österliche Emmaus-Erzählung einfällt, spielen dort ja ausgerechnet drei Männer die Hauptrolle. Aber für mich hat dieses Unterwegs-Sein der geknickten Freunde Jesu nach Emmaus sehr viel mit unserer kirchlichen Gemeinschaft zu tun.

Unser Unterwegs-Sein orientiert sich am auferstandenen Christus. Das zeigt sich besonders dann, wenn wir einander in Gemeinschaft begegnen und noch mehr, wenn im gemeinsamen Brot-Brechen, in der Eucharistie die lebensverändernde Nähe dieses Gottes-mit-uns sichtbar und erlebbar wird. Wir erkennen Christus aber auch im Gebet, in der Solidarität mit den Nächsten oder in der Begegnung mit anderen Menschen.

Im Gemeinsam-Kirche-Sein erkennen wir den Auferstandenen. Kirche sind wir alle. Kirche ist bunt, vielfältig, manchmal ziemlich schräg und aus der Zeit gefallen, aber in all dem: nie allein! Dieser Gedanke gibt mir ganz schön viel österliche Hoffnung für unsere Glaubensgemeinschaft.

Dieser Beitrag erschien am 9. März 2020 in der Zeitschrift „Der vierte Tag“ in der Rubrik „Das geistliche Wort“ (Cursillo Oberösterreich)

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