Zukunfts-Gedanken

Missbrauch. Klerikalismus. Eine den Menschen nicht mehr verständliche Sprache,… Und doch: die großartigste Botschaft, die die Menschheit kennt. Kirchliche Zukunftsgedanken.

Die Katholische Kirche ist in der „schwersten Krise seit der Reformation“, schreibt die Grazer Theologin Gunda Werner in einem „Kommentar der Anderen“ im Standard:

„Die römisch-katholische Kirche wird von ihrem Selbstverständnis keine Demokratie werden, aber es steht auch nirgends geschrieben, dass sie eine absolute Monarchie zu sein hat. Die Modelle für eine Teilung der Gewalten, für eine Subsidiarität in den Entscheidungen, für eine Kollegialität in der obersten Leitung stehen als theologisches und historisches Wissen erforscht und aufbereitet zur Verfügung. Sie müssten nur von den Bischöfen, von den Kardinälen, vom Papst abgefragt werden.“

„Vor allem müssen sich auch die Strukturen ändern, die ein klerikalistisches Selbstbild begünstigen: Weihe- und Leitungsgewalt gehören getrennt. Zu jedem Amt sollen je nach Eignung auch Laien beauftragt werden können. Das in einer Weltkirche umzusetzen, beansprucht Zeit, die wir angesichts der vielen Opfer sexualisierter und spiritueller Übergriffe nicht haben. Schneller könnte es gehen, wenn die Ortskirchen selbstständiger handeln könnten (etwa auf der Ebene sprachnaher Bischofskonferenzen), um regionale Modelle einer anderen Ämterstruktur zu erproben. Es ist Zeit für Veränderung.“

– so Bernd Kopp, Schweizer Theologe, in der Publik Forum-Ausgabe vom 22. Februar 2019.

Krise als Chance zu begreifen, längst fällige Strukturreformen anzugehen und scheinbar in Stein gemeißelte theologische Konstrukte neu zu denken – das müsste nun auf der katholischen Agenda stehen. In Ansätzen geschieht das ja auch bereits. Die Versuche wie hier in der Diözese Linz, Kirche weit zu denken und Neues zu wagen – in Strukturfragen, in Amts- und Leitungsfragen, aber auch in unserem Bestreben, nahe bei den Menschen zu sein, machen Hoffnung. Die Gespräche mit unterschiedlichen Menschen, denen Glaube und Religion Herzensanliegen sind, machen mich aber darauf aufmerksam, dass wir sicherlich noch nicht weit genug denken.

Brennend scheinen mir zwei Fragen zu sein:

Wie halten wir es mit der Frage nach der Beteiligung? Die Ideen rund um die kollegialen Leitungsmodelle in „Pfarre“ und „Pfarrgemeinde“ im diözesanen Vorschlag zur Strukturreform denken hier schon sehr weit. Aber wie sieht es mit Modellen aus, die eine tatsächliche Gewaltenteilung ermöglichen würden – auch auf der Ebene des Episkopats? In einer absolutistischen Monarchie muss man hier auf Veränderungen „aus Rom“ hoffen. Auch das ist Menschen, die dem katholischen Denken nicht mehr so nahe sind, sehr schwer begreiflich zu machen.

Warum schaffen wir es nicht, Frauen tatsächlich gleichzustellen – und das in allen Ämtern und Leitungsebenen? Theologisch sind Argumente gegen die Öffnung des Weiheamtes schon lange nicht mehr plausibel. Gesellschaftlich ohnehin nicht. Wie kann hier ein Weg nach vorne aussehen?

Die Versuchung, angesichts von Krisen den Blick enger anzulegen ist groß. Politisch wird gerade sichtbar, dass dann, wenn Alternativen des Handelns anstehen und bestehende Strukturen in die Leere laufen, die Sehnsucht nach einfachen Antworten groß ist. Sehr schnell findet man sich dann in der gefährlichen Sicherheit autoritärer Konstruktionen wieder. Fundamentalismus und die Autorität, die letztlich stärker ist als das Argument, bleiben auch Katholische Versuchungen.

Tröstlich ist es, angesichts der Herausforderungen der Zeit viele Menschen zu kennen, die diese Katholische Kirche hier in Oberösterreich ausmachen. Schön ist es, dass es so viele Menschen gibt, die die wunderbare, erlösende, heilsame, befreiende Botschaft Jesu gemeinsam immer wieder in diese Zeit hineinübersetzen wollen. Eine Freude ist es, in diesem Ringen um eine Zukunft in der Weite und Farbenpracht der Welt mit dabei sein zu dürfen. Das macht all mein Engagement für diese Katholische Kirche zu einer großen Ehre.

Für die Zukunft ist mir vor allem eines wichtig: Egal, wie der Weg aussehen wird – wir gehen ihn nicht alleine. Denn alle Herausforderungen sind für uns als „Pilgerndes Gottesvolk“ nur im Vertrauen auf die Gegenwart der Geisteskraft Gottes zu meistern.

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